Unentschieden: Sport und Politik

FC Schaffhausen — FC Wil (4. August 2023)

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Johannes Leutenegger aus Wil
Johannes Leutenegger

Der FC Wil konnte am Freitagabend seine gute Form bestätigen. Etwas Sorgen hat der FC Schaffhausen gemacht. Auf und neben dem Platz.

Neben dem Platz hat der FC Schaffhausen seinen Stadionnamen an ein - aus meiner Sicht - recht unseriöses MLM-Unternehmen verkauft, das irgendein Produkt mit Blockchain verkauft. Was das genau sein soll, das habe ich auch nach langer Recherche nicht herausfinden können. Kein gutes Zeichen.

Der FC Schaffhausen fiel aber bereits früher mit seltsamen Finanzgeschichten auf. So warb der FC Schaffhausen für die Stiftung des umstrittenen Krypto-Unternehmers Dadvan Yousef, die gemäss eigenen Angaben Menschen einfach nur den Weg zum Reichtum via Kryptowährungen zeigen wollte. Mittlerweile wurde die Werbung aus dem Stadion entfernt. Ich finde: Gut so.

Im Oktober 2020 berichteten die Schaffhauser Nachrichten über holde Geldgaben der "Pistoleros", einer "verschworene[n] Gruppe von Freunden, die sich regelmässig trifft", wie Roland Klein Präsident des FC Schaffhausen erklärte, einer Gruppe der man übrigens nicht beitreten könne. Alles andere als vertrauenswürdig.

Auf dem Platz war ich überrascht, dass der FC Schaffhausen mit Simon Enzler im Tor aufgelaufen ist. Offenbar hatte der FC Aarau Enzler als Nummer 1 aussortiert. Das konnte der - zu Recht - ambitionierte Enzler natürlich nicht auf sich sitzen lassen und hat den Verein verlassen. Dass er nun beim mutmasslich recht schwächelden FC Schaffhausen untergekommen ist, tut mir etwas leid, ihm selber, seiner Körpersprache nach dem Spiel nach zu urteilen, wohl auch. Neben ihm gibt es neben dem wohl überschätzten Derdiyok niemanden im Team der Schaffhauser, der in der zugegeben recht überschaubaren Challenge League einen Namen hat. Dass Serge Müller solange das Trikot der Schaffhauser getragen hat, überraschte mich schon länger. Müller hätte locker in der Super League spielen können. Der Wechsel zur zweiten Mannschaft des SC Freiburg in die 3. Liga wirkt fast wie ein Abstieg für diesen tollen Spieler, die Chancen vielleicht einmal in der ersten Mannschaft der Freiburger spielen zu können, ist allerdings bei guten Leistungen hoch und Freiburg liegt auch nicht weit von Schaffhausen aus. Der Wechsel scheint also aus meiner Sicht eine gute Entscheidung zu sein.

Es geht mir hier nicht darum, den FC Schaffhausen in die Pfanne zu hauen. Ich mag den Verein, habe viele Spiele auch ohne Wiler Beteiligung geschaut, denke aber, dass der Verein seit dem Tod des ehemaligen Besitzers Fontana und den Verkauf an Klein und Konsorten immer mehr vor die Hunde geht. Dass diverse Gruppen der Schaffhauser Fans nur noch Spiele der zweiten Mannschaft der Schaffhauser besuchen, scheint aus meiner Sicht nachvollziehbar.

Nun aber zum eigentlichen Spiel. Die ersten 15 Minuten sah ich nicht, da beide Fanlager die ersten 15 Minuten des Spiels boykottierten, um ein Zeichen gegen die leeren Gästesektoren bei den Aufeinandertreffen von Luzern und St. Gallen setzen wollte. Dazu gibt es sicher auch noch etwas zu sagen, das würde den Rahmen hier aber endgültig sprengen. Jedenfalls sah ich das Penalty-Tor von Bahloul aus der Ferne, natürlich wieder einmal sehr glücklicher Start.

Die erste Hälfte wurde allerdings auch weiter von den Wilern dominiert. Die Schaffhauser kamen kaum zu Chancen und die Wiler blieben minutenlang in der gegnerischen Hälfte kleben. Das 0:2 war dementsprechend verdient. Die Dominanz sorgte bei den Schaffhausern vor der Pause für angespannte Nerven. Kurz vor Abpfiff kam es zu Rangeleien, als Altmann relativ hart in einen Zweikampf ging. An diesem Punkt dachte ich, dass es für die Wiler kaum besser laufen konnte. Die Schaffhauser liegen 0:2 hinten und verlieren auch noch die Nerven.

Die zweite Halbzeit belehrte mich eines anderen. Die Schaffhauser spielten deutlich stärker, während Wil zwar immer wieder schöne Konter zeigte, die aber bereits schnell wieder harmlos wurden. Das 1:2 verstärkte meine Sorge nochmals und die Zeit verging anschliessend etwa so schnell, wie wenn man mit einer vollen Blase auf das WC wartet. Das 1:3, was auch schon vorher hätte fallen müssen, war eine wunderschöne Erlösung. Aber wie sagen Fussballspieler so gerne floskelhaft in Interviews: Jetzt fokussieren wir uns auf das nächste Spiel. So ist es. Sion ist ein harter Brocken.


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