HOOGAN: Daten im Darknet aufgetaucht



Gestern hat das fedpol in einer Medienmitteilung bekannt gegeben, dass Daten eines IT-Dienstleisters des Bundes gehackt wurde und dessen Daten im Darknet veröffentlicht wurden.
In den Daten findet sich ein acht Jahre alter Datensatz der sogenannten "Hooligan-Datenbank" HOOGAN. Diese Datenbank wurde auf das Jahr 2007 eingeführt, als man sich in der Schweiz sicherheitspolitisch auf die EURO 2008 in Österreich und der Schweiz vorbereitete.
Seither werden hauptsächlich Männer in die Datenbank eingetragen, gegen die Massnahmen wie Stadion- oder Rayonverbote verhängt werden. Damit soll der Informationsfluss zwischen verschiedenen Behörden verbessert werden. Teilweise werden die Informationen auch zu Ausreisebeschränkungen zum Beispiel vor Grossanlässen im Ausland herangezogen. Personen landen aber nicht ausschliesslich durch Gewalt in dieser Datenbank. Auch Pyrodelikte können zu einem Eintrag führen. Im Grunde braucht es für ein Stadionverbot kein rechtskräftiges Urteil, für einen HOOGAN-Eintrag dementsprechend auch nicht. Die meisten, nämlich 505 Personen waren wegen Delikten wegen des "Sprengstoffgesetzes" in HOOGAN verzeichnet. Eine Liste mit "gewaltätigen Sportfans", wie die Medien hier kolportieren, ist HOOGAN sicher nicht,
Auf jeden Fall ist klar, dass es sich hier um ausgesprochen heikle Daten handelt. Das fedpol war dementsprechend seit der Einführung bemüht zu betonen, dass die Daten auch regelmässig gelöscht werden.
Dass die Daten inoffiziell doch irgendwo herumgeistern, war ein oft diskutiertes Gerücht unter Sportfans. Tatsächlich hat sich diese Befürchtung doch bewahrheitet. Die Daten lagen offenbar sogar bei einem externen Dienstleister auch Jahre nach einer eigentlich vorgeschriebenen Löschung.
Mir scheint dies der grössere Skandal zu sein. Der Staat hält sich hier offenbar nicht an seine eigenen Vorgaben, löscht nicht nur die Daten, sondern lässt sie auch noch extern herumliegen.
Einigermassen erfreulich ist allerdings die Reaktion des Bundes. Alle betroffenen 766 Personen werden informiert. Meine Befürchtung ist aber, dass dieser Skandal wohl nur wenige Leute kümmert. Angebliche "Hooligans" sind wieder zu den Strohmännern für Politiker:innen geworden, die sich nun schamlos an ihnen profilieren können. Denken wir nur an den St. Galler Regierungsrat Fredy Fässler, der mit seinen Forderungen nach personalisierten Tickets und Sitzplätzen, seiner Vorgängerin Karin Keller-Sutter kaum nachsteht.
Die Geschichte lehrt uns, wie heikel es ist, wenn der Staat Karteien über unliebsame Kreise sammelt, denken wir nur an den Fichenskandal. Es scheint mir, dass die staatliche Sammelwut nach einer Phase der Empörung relativ schnell neue Höhen erreicht. Ich bin wenig optimistisch, dass sich das ändern wird.
Update: Ich habe einen Hinweis aufgenommen, dass viele in HOOGAN Verzeichnete, gar nicht aufgrund von Gewalt aufgeführt sind.